Vorarlberger Pflegemanagement gGmbH und Pflegemanagement & Consulting GmbH
Zusammenfassung der Ergebnisse
Der Landes-Rechnungshof publizierte im Februar 2002 seinen Prüfbericht über die Pflegeheime in Vorarlberg und zeigte ein Einsparungspotential von € 14,53 Mio auf. Den kommunalen Trägern wurde empfohlen, stärker zu kooperieren und die vorhandenen Synergien bei den Verwaltungs- und Betriebskosten zu nutzen.
Der Nachweis der vorhandenen Synergien durch eine gemeinsame Betriebsführung wurde durch ein Projekt des Teams für Nahraum- und Gemeinwesenentwicklung im Juni 2002 bestätigt. Die Studie zeigte mehrere Organisationsmodelle auf, die allerdings auf einer regionalen Struktur aufbauten. Die Gründung regionaler Pflegegesellschaften wurde als schwer umsetzbar, wirtschaftlich wenig attraktiv und daher als nicht zweckmäßig erkannt.
Der Gemeindeverband ergriff darauf hin die Initiative und gründete im November 2002 die Vorarlberger Pflegemanagement gemeinnützige GmbH (Pflegemanagement) und die Pflegemanagement & Consulting GmbH (Consulting). Beide Gesellschaften sollten unter gemeinsamer Führung unterschiedliche Leistungen in unterschiedlichen Märkten erbringen.
Geschäftszweck der Pflegemanagement ist in erster Linie der Betrieb von Pflegeheimen in Vorarlberg. Nach einer relativ kurzen Anlaufphase von zwei Jahren hat sich die Gesellschaft gut etabliert. Sie betreibt derzeit fünf Heime mit 184 Betten. Die geplanten Einsparungen für die Trägergemeinden wurden nachweislich erzielt. Die vom Landes-Rechnungshof aufgezeigten Synergiepotenziale sind klar erkennbar.
Die Consulting sollte Beratungsleistungen für Pflegeheime im In- und Ausland erbringen sowie Pflegeheime außerhalb Vorarlbergs betreiben. Diese Strategie konnte nur teilweise erfolgreich umgesetzt werden. In Niederösterreich besteht ein Managementvertrag für den Betrieb von Pflegeheimen. Durch die Beratungsleistungen des ehemaligen Geschäftsführers wurden nachweislich Einsparungen beim Bau von Pflegeheimen in Vorarlberg wie beispielsweise in Bregenz und Feldkirch erzielt.
Die Marktentwicklungsstrategie der Consulting nach Deutschland, Spanien sowie einzelne osteuropäische Länder konnte nicht erfolgreich umgesetzt werden. Relativ hohe Auslandsinvestitionen wie zum Beispiel in Spanien mit € 45.000 haben sich negativ auf das Ergebnis der Consulting ausgewirkt. Der Gemeindeverband hat zwar ein Engagement in Auslandsmärkten unterstützt, war aber nicht bereit, die entsprechenden Risiken zu tragen.
Nachdem die Erfolgsaussichten auf den überregionalen und ausländischen Märkten mit Ende 2004 relativ gering waren, setzte der Gemeindeverband drastische Maßnahmen zur Neuausrichtung der Consulting. Der Vertrag mit dem früheren Geschäftsführer wurde im gemeinsamen Einvernehmen geändert und in der Folge mit 30. Juni 2005 aufgelöst. Die Beteiligungsverhältnisse wurden neu geordnet. Im Abtausch von Gesellschaftsanteilen erwarb der Gemeindeverband das alleinige Eigentum an der Consulting und übertrug das Miteigentum an den deutschen Gesellschaften dem ehemaligen Geschäftsführer.
Die getrennte Organisation der Geschäftsfelder Betrieb von Pflegeheimen sowie Beratung für Betrieb und Bau in zwei Gesellschaften ist im Hinblick auf den Wettbewerb zweckmäßig und aus steuerlichen Gründen notwendig. Die Strategie der Consulting ist neu zu definieren und in einem umfassenden Businessplan darzustellen. Entscheidend für die strategische Ausrichtung ist die Risikobereitschaft des Gemeindeverbands als Alleingesellschafter. Wirtschaftliche Erfolge der Benevit-Gesellschaften sollten sich in den Tarifen für die Heimbewohner niederschlagen.
Der frühere Geschäftsführer ist ein ausgewiesener Fachmann für den Betrieb und den Bau von Pflegeheimen. Das von ihm eingeführte Hausgemeinschaftsmodell findet überregionale Beachtung und wird zunehmend umgesetzt. Er hinterlässt allerdings ein Rechnungswesen, das grundlegend neu aufgesetzt werden muss. Er hat seine Sorgfaltspflichten mehrfach verletzt und einen Spesenaufwand verursacht, der der Geschäftsentwicklung nicht angemessen war.
Der Gemeindeverband kam seiner Überwachungspflicht nach und setzte die erforderlichen Maßnahmen zur Neuausrichtung. Die Startphase war jedoch von einem hohen Vertrauensverhältnis in den früheren Geschäftsführer und von einem optimistischen Entwicklungsszenario beider Gesellschaften geprägt. Die Marktentwicklungsstrategie und die finanzielle Situation der Consulting wurden zu wenig hinterfragt. Auf Grund der nunmehrigen Größe und des geplanten Wachstums der Pflegemanagement sollte ein Aufsichtsrat bestellt und kompetent besetzt werden.
Die Pflegemanagement und die privaten Betreiber von Pflegeheimen verrechnen den Trägern in Vorarlberg ein Pauschalhonorar, die so genannte Management Fee. Diese Pauschalhonorare sind – insbesondere bei den privaten Betreibern – relativ hoch. Beispielsweise hat ein Wettbewerber für ein Heim mit 41 Betten € 120.000 fakturiert. Die dafür erbrachten Leistungen sind nicht transparent. Die Gemeinden sollten daher einen detaillierten Leistungsnachweis einfordern und in den Verträgen keine pauschale Verrechnung je Bett oder in Prozent der Umsatzerlöse akzeptieren.