Projekte von Vision Rheintal
Handlungsbedarf in der Vorarlberger Raumplanung erkannt
Die rasante Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im Vorarlberger Rheintal führte vermehrt zu räumlichen Konfliktsituationen. Damit einher ging auch ein erhöhter Kooperationsbedarf zwischen den Kommunen. Der über Jahrzehnte gepflegte Ansatz einer räumlichen Schwerpunktplanung stieß an seine Grenzen. Der raumplanerische Handlungsbedarf war aus Sicht des Landes und der 29 Rheintalgemeinden hoch. Es wurde daher nach neuen Wegen gesucht, diese Problemsituation gemeinsam und zukunftsgerichtet zu bewältigen.
Vision Rheintal als offener Beteiligungsprozess initiiert
Anfang des Jahres 2004 startete das Land das Projekt Vision Rheintal als offenen Beteiligungsprozess. Durch sechs themenbasierte Fachteams wurde bis Mitte 2006 ein räumliches Entwicklungsleitbild erarbeitet. Dieses wurde von der Landesregierung und einzelnen Gemeinden verabschiedet. Eine gemeinsame Beschlussfassung des Leitbildes durch alle 29 Rheintalgemeinden wurde angestrebt, konnte jedoch nicht erreicht werden. Mit einem offenen Beteiligungsprozess in dieser Dimension wurde Neuland betreten und ein beträchtlicher Ressourceneinsatz getätigt. Die Komplexität eines solchen Vorhabens wurde dabei von den Beteiligten unterschätzt.
Trotz Rheintalkontrakt ist Vision Rheintal zu wenig verbindlich
Nach der Erarbeitung des Leitbildes fehlten aber noch immer das notwendige Maß an Verbindlichkeit und die konkrete Realisierung der Leitgedanken von Vision Rheintal. Deshalb wurde im Jahr 2006 ein zweites Projekt gestartet. In dessen Verlauf kam es zur Verabschiedung des Rheintalkontrakts durch Land und Gemeinden, der beide Institutionen dazu verpflichtete, das gemeinsam erarbeitete Leitbild als Richtschnur des Handelns heranzuziehen. Auch eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden wurde geregelt. Damit manifestierte sich zwar ein Bewusstseinswandel der Akteure, die faktische Verbindlichkeit des Leitbildes und der Umsetzungscharakter des Prozesses waren jedoch weiterhin gering.
Verantwortung für die Umsetzung des Leitbildes ist zu klären
Um die Umsetzung der Leitsätze von Vision Rheintal zu forcieren, wurde Anfang 2008 ein drittes Projekt gestartet. Das Vorhaben, den Realisierungsgrad von Vision Rheintal zu verstärken, stieß jedoch bald an seine Grenzen. Einerseits liegt in der Raumplanung die Umsetzungskompetenz bei Land und Gemeinden und andererseits wurde verabsäumt, klar festzulegen, welche Aufgaben das Land, die Gemeinden und das Projekt wahrnehmen müssen. Obwohl einzelne Projekte iniiert und umgesetzt wurden, gelang es nicht, den erhofften Umsetzungsgrad zu erreichen. Das Projekt 3 blieb daher zu sehr auf der Ebene der Themenaufbereitung und Diskussion.
Die Zukunft von Vision Rheintal ist zu entscheiden
Neben einem Gesamtaufwand von € 3,26 Mio. für alle drei Projekte ist auch ein hohes Maß an Engagement von allen Beteiligten in diesen Prozess eingeflossen. Vision Rheintal ist auch mehrfach ausgezeichnet worden. Im Verlauf des offenen Beteiligungsprozesses wurde aber offensichtlich, dass die konkreten raumplanerischen Handlungsbedarfe weniger auf der Ebene des gesamten Rheintals als vielmehr auf regionaler und interkommunaler Ebene gelöst werden müssen. Eine Prolongierung des Prozesses in der heutigen Form ist daher nicht zielführend. Durch die Entscheidungsträger ist festzulegen, welche Ziele noch erreicht werden sollen und welche Aufgaben von wem wahrzunehmen sind. Sie haben daher schnellstmöglich über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Land sollte Steuerungsinstrumente konsequent einsetzen
In der Raumplanung sind die dem Land zur Verfügung stehenden Steuerungsinstrumente, wie die Erlassung von Landesraumplänen, die Genehmigung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen sowie die Mitwirkung bei räumlichen Entwicklungskonzepten, konsequent einzusetzen und gegebenenfalls auszubauen. Darüber hinaus ist bei raumplanungsrelevanten Förderungen des Landes noch stärker auf überregionale Interessen Bedacht zu nehmen.