Projekt tierleben
Projekt behandelt wichtige Themen, Auftrag an inatura aber zu wenig konkret
Grundlage für das Projekt tierleben war eine Studie über die Vorteile der Mensch-Tier-Beziehung im Rahmen eines Marketinglehrgangs. Die Verfasserin bekam die Möglichkeit, ihre Idee einem Expertenkreis vorzustellen und diese mit dem Land weiterzuentwickeln. Der Auftrag zur Projektumsetzung ging an die inatura. Er sah die Einrichtung einer Koordinationsstelle vor. Über diese sollten tiergestützte Interventionen vernetzt, der Bildungsauftrag des Landes in Tierschutzangelegenheiten erfüllt und eine Machbarkeitsstudie für ein Landeskompetenzzentrum ausgearbeitet werden. Der Projektauftrag enthielt keine konkreten Ziele bzw. Inhalte und bot daher nur wenig Klarheit. Von den finanzierenden Abteilungen wurde tierleben aber bewusst als Entwicklungsprojekt gestartet.
Aspekte der Befangenheit wurden nicht ausreichend wahrgenommen
Die Bestellung der Projektleiterin erfolgte ohne Ausschreibung und ohne nähere Prüfung der dafür notwendigen Qualifikation. Ihrem hohen Engagement stand zu Beginn des Projekts eine relativ geringe fachliche Erfahrung gegenüber. Noch vor Abschluss ihres Werkvertrags mit der inatura wurden daher vom Land die Kosten für einen weiteren Universitätslehrgang in Wien übernommen. Die Vorbereitung und Umsetzung von tierleben erfolgte in enger Abstimmung mit dem Vorstand der Abteilung Veterinärangelegenheiten (Vb), der auch in seiner Funktion als Tierschutzombudsmann handelte. Zum Zeitpunkt wesentlicher Entscheidungen hatte dieser bereits ein persönliches Naheverhältnis zur Projektleiterin. Er hat ihre fachliche Qualifizierung engagiert gefördert und sie in administrativen Agenden unterstützt. Sein Vorgehen war unkonventionell und teilweise nicht korrekt. Den formalen Vorgaben des Landes hat er zu wenig Beachtung geschenkt. Aspekte der Befangenheit wurden nicht mit ausreichender Sorgfalt behandelt.
Bildungsauftrag gut umgesetzt, Vernetzung blieb unter den Erwartungen
Ein wichtiges Ziel von tierleben war es, die Akteure tiergestützter Interventionen zu vernetzen. Trotz intensiver Bemühungen im Jahr 2009 ist dies nur in Ansätzen gelungen. In den Jahren 2010 und 2011 wurden die Aktivitäten zur Umsetzung des schulischen Bildungsauftrags forciert. Dies führte anfänglich zu einem Interessenskonflikt mit der Landwirtschaftskammer und ihrem Programm „Schule am Bauernhof“. In einem Kompromiss wurde das gemeinsame Vorgehen festgelegt. Mit Ende 2010 besuchten bereits 3.759 Schulkinder einen Erlebnisbauerhof. Auch fanden Langzeitprojekte mit sonderpädagogischen Zentren statt. Im Jahr 2011 wurde der Tierschutzunterricht an Schulen unter Einsatz hochwertiger Lehrbehelfe verstärkt. Die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit leistete einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung im außerschulischen Bereich. Mit zahlreichen Vorträgen, Veranstaltungen und Ausstellungen sprach tierleben mehrere Zielgruppen themenspezifisch an. Der Projektauftrag wurde damit umfassend bearbeitet. Auch die Grundlagen für ein Landeskompetenzzentrum liegen mit dem Konzept für das „Grüne Haus“ vor.
Projektaufwand lag unter Budget, ist aber nicht vollständig transparent
Der Projektaufwand lag mit € 378.400 unter dem dreijährigen Budgetrahmen von € 450.000. Die Abteilungen Veterinärangelegenheiten (Vb), Landwirtschaft (Va) und Natur- und Umweltschutz (IVe) hatten sich verpflichtet, jährlich jeweils € 50.000 zur Finanzierung von tierleben beizutragen. Der vereinbarte Anteil wurde aber nicht von allen Abteilungen zur Gänze aufgebracht. Nach der Endabrechnung verbleibt ein Überschuss von € 23.000. Der Projektaufwand ist damit jedoch nicht vollständig dargestellt. Zu berücksichtigen sind auch Zahlungen der Abteilung Veterinärangelegenheiten (Vb) für den Universitätslehrgang in Wien sowie für einzelne Reisekosten der Projektleiterin. Es fehlt auch ein Nachweis über die genutzte Infrastruktur dieser Abteilung für tierleben. Der Abteilungsvorstand hat den Spielraum, der sich aus dem nicht definierten Aufgabenbereich des Tierschutzombudsmanns ergibt, intensiv genutzt.
Fortsetzung des Projekts erfordert klare Ziele und neue Organisation
Die Vorstände der drei finanzierenden Abteilungen haben eine Verlängerung von tierleben einstimmig empfohlen. Bestimmte Inhalte, insbesondere die Umsetzung des Bildungsauftrags, sind nach wie vor aktuell. Die sachliche und objektive Information über den Tierschutz muss auch weiterhin gewährleistet sein. Eine Fortsetzung des Projekts erfordert jedoch klare inhaltliche Ziele, kalkulierte Ressourcen und eine organisatorische Neuausrichtung. Die Koordination und Durchführung der Schulbesuche auf den Erlebnisbauernhöfen sind neu abzustimmen. Auch ist die Finanzierung des Landes aus einer Hand anzustreben. Über die Fortsetzung von tierleben hat die Landesregierung möglichst rasch zu entscheiden.